Rudolf Fischer

Hilfsdreher. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1905    † 1943

 

Lebenslauf

Rudolf Fischer wurde am 5.12.1905 in Wien geboren. Er übte die Tätigkeit eines Hilfsdrehers aus. Rudolf Fischer war mit seiner Gattin Marie verheiratet. Mit seiner Gattin hatte er eine Tochter, Erika.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Rudolf Fischer verfasste ein Flugblatt mit dem Titel "Einmarsch in Polen". Er war Mitglied der illegalen Stadtleitung der KPÖ.

Aus einem Brief an seine Tochter ist Folgendes überliefert:

"Der Mensch braucht etwas, das über den Rahmen seines ´Ichs´ hinausgeht, über ihm steht. Das ´Wir´ ist mehr als das ´Ich´.

Rudolf Fischer wurde am 29.4.1941, am gleichen Tag wie seine Frau, verhaftet. Seine Verurteilung zum Tode erfolgte am 2.11.1942. Er wurde am 28.1.1943 im Landesgericht I in Wien hingerichtet, seine Gattin Marie ereilte das selbe Schicksal am 30.3.1943.

Rudolf Fischer an seine Tochter Erika und seine Schwägerin Anna Felix, v. 12.9.1942 (Auszug)

"Liebe Erika! Heute ist Mutz´Geburtstag. Ach, könnte ich ihr helfen, alles gäbe ich dafür. Du glaubst nicht, wie schwer es mich drückt, dass ich mit meinem verschrobenen Idealismus Mutz ins Unglück brachte. Sie glaubte immer an meiner Seite sein zu müssen... Doch sei es wie immer, Erika, du kannst stolz sein auf deine Mutz! Ich bin diese gute, tapfere Frau gar nicht wert. Es freut mich, dass du viel von ihrer Tapferkeit in dir hast..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 315. Wiener Stern Verlag 2016

Kassiber an seine Tochter, aus der Abgangszelle

(Dieser Kassiber wurde vermutlich von einem Gefängnispfarrer weiter geleitet)

"Liebes, liebes Kind! Liebe Erika! Ich weiß nicht, wie und wann dich diese Zeilen treffen, ob ich noch lebe oder Mutz. Ich bin gefasst auf alles. Mein Herz zittert vor Liebe zu dir. Schwer fällt es mir, daran zu denken, dass ich manches versäumt habe. Weine nicht, und denke an das ungeheure Maß von Not und Elend, von Tod und Verzweiflung in der ganzen Welt. Du stehst ja nicht allein mit deiner Not..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 1, Seite 322. Wiener Stern Verlag 2016

Aus der Anklageschrift vom 27.7.1942

“Mit seiner illegalen Arbeit begann der Angeschuldigte Fischer erst wieder im September 1939 (…) Von dieser Zeit an nahm der Angeschuldigte Fischer in dem Organisationsapparat der KPÖ Wien eine überragende Stellung ein. (…) Bereits im Jahre 1939, kurze Zeit nach dem Polenfeldzug betätigte sich Fischer das erste Mal in dem Lit.-Apparat der KPÖ. Er verfasste damals ein Flugblatt mit dem Titel “Einmarsch in Polen” und etwas später einen so genannten Lehrbrief, der den Deutsch-Russischen Wirtschaftsvertrag und den zwischen Deutschland und Russland geschlossenen Konsultativpakt vom kommunistischen Standpunkt aus behandelte.”

Maria-und-Rudolf-Fischer-Hof

Eine Wohnhausanlage in der Laxenburger Straße 98 wurde im Jahre 1949 nach dem Ehepaar Maria Fischer und Rudolf Fischer benannt.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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